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Ren
Dhark: Bitwar-Zyklus
Cpt. Krause im Gespräch mit Hajo F. Breuer
HJB News:
Herr Breuer, hat sich der abgeschlossene und nun vollständig vorliegende
Drakhon-Zyklus so entwickelt, wie Sie es sich am Anfang ausgemalt haben, oder
gab es Änderungen, die selbst Sie überraschten?
Hajo F. Breuer:
"Überraschungen" ist zuviel gesagt. Wir haben das Rahmenkonzept
des Zyklus wie geplant umgesetzt. Allerdings haben wir im Laufe der Zeit gesehen,
daß einige der ursprünglich geplanten Handlungsstränge nicht
das Gelbe vom Ei waren. So waren wir etwa anfangs davon ausgegangen, daß die
Erde am Endes des Zyklus in mehrere Nationalstaaten zerfällt. Das wäre
eigentlich realistischer gewesen. Aber Science Fiction wie "Ren Dhark" dient
vor allem zur Unterhaltung. Auf einer Autorenkonferenz Anfang 2003 kamen wir
einstimmig zu der Ansicht, daß unsere Leser eine geeinte Menschheit als
positive Utopie bevorzugen. Also sind wir in diesem Punkt von der ursprünglichen
Planung abgewichen und haben es bei der politischen Einheit der Menschen belassen.
HJB News:
Rückblickend betrachtet: Würden Sie etwas anders machen?
Hajo F. Breuer:
Im Prinzip nicht. Ich halte den Drakhon-Zyklus für ein äußerst
gelungenes Stück spannender SF-Unterhaltung. Natürlich wäre
das eine oder das andere sicher verbessernswert. Sollte die Serie doch noch
einmal als Heftausgabe erscheinen, was nach wie vor nicht ganz auszuschließen
ist, würde ich drei der 96 Einzelromane noch einmal neu schreiben lassen.
Diese drei Romane haben das jeweilige Exposé nicht wirklich gut umgesetzt,
wurden aber alle so spät nach Termin abgegeben, daß ich sie mehr
oder weniger so nehmen mußte, wie sie mir auf den Tisch kamen. Ich meine,
sie waren nicht schlecht, aber sie hätten wesentlich besser sein können.
Das würde ich für eine Heftromanausgabe nachbessern. Bitte verlangen
Sie nicht, daß ich Ihnen sage, um welche drei Romane es sich handelt.
Ich würde diese Frage nicht beantworten.
HJB News:
Beim neuen Bitwar-Zyklus fließen die redaktionellen Erfahrungen von gut
fünf Jahren "Ren Dhark" ein. Wird sich etwas ändern?
Hajo F. Breuer:
Es gibt ja eine ganze Reihe von Änderungen, die im letzten Band des Drakhon-Zyklus
angelegt wurden. Die wichtigste ist sicher die, daß die Titelfigur Ren
Dhark kein politisches Amt mehr innehat und dank einer großzügigen
Stiftung, die den Betrieb seines Raumschiffes POINT OF sichert, sich ganz darauf
konzentrieren kann, die Geheimnisse des unendlichen Alls zu erforschen. Die
Menschheit wird mit einem neuen, gefährlichen, bisher unbekannten Gegner
konfrontiert. Die Worgun sind erst einmal raus aus der Geschichte. All das
zeigt: Der Bitwar-Zyklus bietet für interessierte SF-Freunde eine ideale
Gelegenheit, neu in die Serie "Ren Dhark" einzusteigen. Man muß die
früheren Ausgaben der Serie nicht kennen, um den Bitwar-Zyklus von der
ersten Seite an zu genießen. Allerdings bin ich gesetzlich dazu verpflichtet,
vor Risiken und Nebenwirkungen zu warnen: Wer sich einmal auf den faszinierenden
Kosmos von "Ren Dhark" einläßt, kann rasch süchtig
werden. Und dann ist es um ihn geschehen, und er zieht sich die älteren
Ausgaben doch noch rein. Soll keiner sagen, ich hätte ihn nicht gewarnt.
HJB News:
Was erwartet Ren Dhark im Dschungel der Sterne?
Hajo F. Breuer:
Ren Dhark macht sich aktiv daran, das Geheimnis zu lösen, das man am besten
umschreiben könnte mit: »die Mysterious der Mysterious«. Viele
Jahre hat er mit der Jagd nach dem geheimnisvollen Volk zugebracht, das überall
in der Milchstraße technische Artefakte von unglaublicher Perfektion
hinterließ. Doch als er sie endlich fand, mußte er feststellen,
daß die harte Realität nicht halb so romantisch war wie erträumt.
Und er fand heraus, daß die Mysterious (oder Worgun, wie sie sich nennen)
einst nach den Spuren eines geheimnisvollen goldenen Volkes suchten, dem sie
selbst ihren Aufstieg verdankten. Nicht zuletzt unter dem Zwang der Ereignisse
haben die Worgun diese Suche schon vor langer Zeit aufgegeben. Und nun macht
Ren Dhark da weiter, wo die Worgun einst aufhörten. Er ist drei Jahre älter
geworden, sehr viel erfahrener – und vermutlich der unbeirrbarste Forschergeist,
den die Menschheit des Jahres 2062 zu bieten hat.
So wird Ren Dhark durch einen ziemlich dummen Zufall darauf gestoßen,
daß es ein Geheimnis gibt, das zu erforschen sich wirklich lohnen würde,
das er aber merkwürdigerweise bisher niemals sonderlich interessant gefunden
hat: In einer Vitrine auf dem Planeten Babylon steht die mindestens eintausend
Jahre alte Gestalt eines goldenen Menschen, dem das Gesicht weggeschnitten
wurde. Die Parallele zu den über die Galaxis verstreuten goldenen Gigantstatuen
ohne Gesicht ist offensichtlich. Doch eine geheimnisvolle Kraft hat bisher
wirksam verhindert, daß Ren Dhark den goldenen Menschen näher untersuchte.
Nun aber tritt eine andere Kraft auf den Plan, die nicht eher ruht, bis die
Terraner die Spur aufgenommen haben, welche sie in Gefahren führen wird,
die sie sich bisher nicht einmal vorstellen konnten.
Gleichzeitig kommt es zu einem Großangriff völlig unbekannter Raumschiffe
auf Grah, den Zentralplaneten der besiegten Grakos. Noch ist nicht viel bekannt über
die unbekannte Macht, die über zahllose Roboter verfügt. Aber eines
steht fest: Sie scheint mit rebellischen Grakos zusammenzuarbeiten, die gegen
die neue, friedliebende Regierung ihres Volkes vorgehen.
Ein weiterer Themenstrang zeigt, daß die alte terranische Legende vom
Jungbrunnen offenbar einen realen Hintergrund hat. Und ein neuer Superrechner
flippt aus und träumt von der Herrschaft über das Universum. Und
dann wäre da noch ...
Aber nein - Sie sollten die neuen Bücher schon selber lesen.
HJB News:
Optisch wartet der Start des Bitwar-Zyklus mit einem "Geschenk an die
Leser" auf: die Rißzeichnung der POINT OF. Wie kam es dazu?
Hajo F. Breuer:
Die Rißzeichnung der POINT OF ist eine Sonderbeilage zum ersten Band
des Bitwar-Zyklus. Sie stammt aus der Feder von Oliver Johanndrees und geht
auf eine Initiative unseres Verlegers Hansjoachim Bernt zurück. Er meinte,
wir wären es unseren Lesern schuldig, zum Start eines neuen Zyklus etwas
Besonderes zu machen. So kam es zu der vierfarbigen Zeichnung im Posterformat
DIN A2, die den Büchern ohne Aufpreis beigelegt wurde. Die Leser sind
begeistert und hätten gern mit jedem neuen Buch eine weitere Rißzeichnung.
Aber bis zur nächsten Rißzeichnung wird es noch eine Weile dauern.
Eine derart teure Aktion wie diese kann leider nicht zur Regel werden, sondern
muß stets die Ausnahme bleiben.
HJB News:
Haben Ren Dhark-Leser die Möglichkeit aktiv an der Serienentwicklung teilzunehmen?
Hajo F. Breuer:
In der Tat. Leserwünsche nehmen wir sehr ernst. Die können über
E-Mails und Briefe an uns herangetragen werden oder auch über das Ren
Dhark-Forum: http://www.rendhark-universeboard.at.tt/ (oder
einfach dem "Forum-Link" auf der Ren Dhark Homepage www.ren-dhark.de folgen).
So entstand zum Beispiel der aktuelle Sonderband "Jagd nach dem ›Time‹-Effekt" auf
Vorschlag eines Forumsteilnehmers. Der direkte Kontakt zu unseren Lesern ist
für meine Autoren und mich sehr wichtig. Schließlich wollen wir
mit "Ren Dhark" das machen, was dem Leser gefällt. Da sind wir
durchaus flexibel. Weitere Beispiele für Reaktionen auf Leserwünsche
sind etwa das Herausschreiben der Robonen aus der Serie oder die sechsbändige,
abgeschlossene Serie um den "Forschungsraumer CHARR".
HJB News:
Gibt es neue Autoren im Bitwar-Zyklus? Kehren alte Hasen zurück?
Hajo F. Breuer:
"Maddrax" Chefautor Jo Zybell ist nun als Stammautor ins Ren Dhark-Team
eingetreten. Er liefert einen Roman für den ersten Bitwar-Band und wird
ab Band drei regelmäßig mit von der Partie sein. Wer sich von der
Qualität seiner Arbeit überzeugen möchte, oder einfach mal in
den Beginn des Bitwar-Zyklus reinschnuppern möchte, dem sei die "Ren
Dhark"-Homepage empfohlen, um sich den kompletten Romanbeitrag von Jo Zybell
in Bitwar 1 durchzulesen:
http://www.ren-dhark.de.
Wir alle hatten uns darauf gefreut, daß Manfred Weinland nach einer von
ihm gewünschten längeren Auszeit mit Band zwei des Bitwar-Zyklus
ins Team zurückkehren würde. Leider wurde nichts daraus, und Manfred
verkündete seinen endgültigen Rückzug von "Ren Dhark".
Wir bedauern das sehr, müssen Manfreds Entscheidung aber respektieren.
Momentan stehe ich in Kontakt mit Marten Veit, der mir signalisiert hat, daß er
zumindest für einige sporadische Beiträge zur Serie Zeit finden würde.
Zum Glück haben wir ein großes Team erstklassiger Leute, die weiterhin
alle voller Begeisterung bei der Sache sind: Alfred Bekker, Werner K. Giesa,
Uwe Helmut Grave, Hubert Haensel, Achim Mehnert und Conrad Shepherd schreiben
teilweise schon seit der G’Loorn-Trilogie für "Ren Dhark" und
sind nicht nur meiner Meinung nach mit die besten deutschen SF-Autoren der
Gegenwart.
HJB News:
Als Exposé-Verfasser und Redakteur der "Ren Dhark" Serie geben
Sie nicht nur den Kurs an, sondern halten das Ruder fest in der Hand. Wie schaut
der Arbeitsalltag des "Ren Dhark-Chefs" aus?
Hajo F. Breuer:
Anders. "Arbeitsalltag" im herkömmlichen Sinne gibt es bei "Ren
Dhark" eigentlich nicht. Mal schreibe ich Exposés, mal bearbeite
ich Leserbriefe, dann wiederum gilt es Bücher zu redigieren, Titelbilder
in Auftrag zu geben oder Autoren aufzubauen, falls sie mal Zuspruch brauchen.
Meine wichtigste Aufgabe bei "Ren Dhark" ist sicherlich die, das
Team zusammenzuhalten. Ich bin sowas wie die Spinne im Netz. Ich koordiniere
die Arbeit einer Gruppe hervorragender Autoren, ohne die "Ren Dhark" nichts
anderes wäre als ein Nichts im Nichts und ins Nichts vertrieben (kleiner
Gag für Insider – einfach Bitwar 1 lesen). Das Team funktioniert
mittlerweile derart perfekt, daß "Ren Dhark" maximal 40 Prozent
meiner gesamten Arbeitszeit beansprucht.
HJB News:
Haben Sie die "Ren Dhark"-Serie als Leser der Buchausgabe kennengelernt,
oder kannten Sie die Serie schon vorher? Und wie sind Sie seinerzeit an den
Posten des RD-Herausgebers/Redakteurs gekommen?
Hajo F. Breuer:
Ich hatte als Schüler am Kiosk Ren Dhark-Hefte gesehen, aber nicht genug
Geld, um sie mir zu kaufen. Als dann das erste Ren Dhark-Buch bei Weltbild
angeboten wurde, habe ich es bestellt. Dann sah ich im Impressum, daß es
von Hansjoachim Bernt produziert wurde, den ich flüchtig kennengelernt
hatte, als er seine Perry-Comics verlegte. Also bestellt ich ein Abo bei ihm
und kam am Telefon ein wenig mit ihm ins Plaudern. Wir beide funken ungefähr
auf derselben Wellenlänge, und so hielten wir über das Telefon einen
losen Kontakt. Irgendwann fiel mir auf, daß die RD-Bücher wesentlich
unregelmäßiger erschienen, als der Verlag versprochen hatte. Im
Frühsommer 1999 rief ich wegen einer völlig anderen Angelegenheit
beim Verleger an, und er erzählte mir von seinen Sorgen wegen der Bücher,
die einfach nicht produziert wurden. Plötzlich fragte er mich spontan,
ob ich nicht den "Ren Dhark" machen wollte. Ich sagte ebenso spontan
zu. Seitdem gab es keine verspäteten RD-Bücher mehr, dafür aber
eine kräftig ausgeweitete Produktion. Ich jedenfalls habe meine spontane
Zusage niemals bereut. Und ich glaube, der Verleger ist auch ganz zufrieden.
HJB News:
Der Drakhon-Zyklus baute auf Hinterlassenschaften von Ren Dhark-Vater Kurt
Brand auf. Stehen die Abenteuer des Bitwar-Zyklus nun auf eigenen Beinen?
Hajo F. Breuer:
Das Fundament von "Ren Dhark" wird stets und immer der Kosmos sein,
den Kurt Brand in den Jahren 1966 bis 1969 erschuf. Selbstverständlich
entwickelt sich die Serie weiter. Inzwischen hat der HJB-Verlag wesentlich
mehr RD-Material produziert als seinerzeit Brands Verleger Kelter. Wir leben
in einem neuen Jahrtausend, die Ursprungsserie ist mittlerweile fast 40 Jahre
alt. Selbstverständlich können wir heute nicht mehr die SF machen,
die in den 60erjahren gemacht wurde. Doch ich bin fest davon überzeugt,
daß Kurt Brand, würde er noch leben, den "Ren Dhark" heute
so machen würde, wie wir es tun.
HJB News:
Gönnen Sie uns einen Ausblick in die Zukunft! Was sind die noch ausstehenden
Ren Dhark-Attraktionen für 2004?
Hajo F. Breuer:
Die Bände zwei und drei des Bitwar-Zyklus werden unter den Titeln "Nach
dem Inferno" und "Die Spur des Tel" erscheinen. Im Oktober kommt
der neue Ren Dhark-Sonderband "Wächter und Mensch" von Hubert
Haensel heraus. Außerdem werden die letzten vier Bände der abgeschlossenen
Reihe "Forschungsraumer CHARR" veröffentlicht (im September
und November). Und als Höhepunkt kommt das lange versprochene große "Ren
Dhark Lexikon" auf den Markt!
HJB News:
Zum Schluß: Das F. in Ihrem Namen steht für?
Hajo F. Breuer:
Fergisses!
Die Bücher
zum Bitwar-Zyklus können Sie hier bestellen oder abonnieren.
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